Sonntag, 12. Februar 2017

Die Flügel der Freiheit - Tilman Röhrig


Die Geschichte behandelt die Ereignisse im Zeitraum zwischen 1522 und 1525, von dem Zeitpunkt an, als Luther sein Exil auf der Wartburg verließ, weil ihm zu Ohren kam, dass radikale Kräfte der Reformation in Wittenberg überhand nahmen und dem dramatischen Höhepunkt des Deutschen Bauernkriegs, der Schlacht bei Frankenhausen, die für die Aufständischen so tragisch endete.
Im Großen und Ganzen geht es im Roman um das Verhältnis zwischen Martin Luther und seinem früheren Mitstreiter Thomas Müntzer. Aus den ehemaligen Brüdern im Geiste sind mittlerweile erbitterte Gegner geworden.
Man erfährt ausführlich über die Beweggründe, die zu dem tiefen Zwist führten. Besonders Thomas Müntzers Rolle bei den dramatischen Entwicklungen wird deutlich aufgezeigt. Man erfährt, was Müntzer antreibt. Im Gegensatz zu Luther wählt er den radikalen Weg, die offene Konfrontation, fernab von jeglicher Diplomatie, und man vernimmt, wie ihm sein verbissener Fanatismus letztendlich zum Verhängnis wurde. Liest man ein wenig in Geschichtsbüchern über die damalige Zeit nach, dann wird einem bewusst, wie detailliert Tilman Röhrig auch für diesen Roman wieder recherchiert hat. Dies war nicht meine erste Begegnung mit den Werken des Autors. Was seine Bücher gemein haben, ist der bildhafte, außergewöhnliche und sehr markante Schreibstil, den ich bereits in seinem Roman „Die Könige von Köln“ schätzte und den ich auch hier wieder sehr genossen habe.

Um die historisch belegten Fakten, die diesen Roman ausmachen, rankt sich auch noch eine fiktive Geschichte um ein junges Paar. Barthel, ein Formenschneidergeselle bei Lucas Cranach, ist verliebt in die hübsche Imkerin Dorothea Gerlach. Bei ihrem Vater hält er um die Hand seiner Geliebten an, doch der Spenglermeister Konrad Gerlach gerät immer mehr in Thomas Müntzers Bann und tut alles, um dem radikalen Geistlichen zu gefallen, und so lässt er sich schnell überzeugen, Dorlein anderweitig zu verheiraten. Durch Konrad Gerlachs Vereinbarung mit Müntzer stürzen die verbohrten Männer gleich mehrere junge Menschen ins Unglück.

„Die Flügel der Freiheit“ ist ein ausdrucksstarker Roman, der einem die Geschichte der Reformation in sehr lebendiger Weise nahe bringt und auch die Hintergründe beleuchtet. Die eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen Barthel und Dorlein bringt neue Aspekte in die Handlung und lockert diese auf.


Ein ausführliches Personenverzeichnis und eine Aufstellung der erwähnten Handlungsorte runden das Buch sehr gelungen ab. Nicht unerwähnt lassen möchte ich die wunderschöne Einbandgestaltung und hochwertige Ausstattung, mit Lesebändchen und einer übersichtlichen Karte von Thüringen auf den inneren Buchdeckeln, die ich gerne zwischendurch zu Rate gezogen habe. Alles in allem ist dies ein großartiger Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln konnte und noch lange in meinem Gedächtnis nachhallt. Gerade heuer, im fünfhundertsten Jubiläumsjahr der Reformation, ist dieser Roman besonders passend.

👍👍👍👍👍


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