Donnerstag, 15. September 2016

Inspector Swanson und der Magische Zirkel - Robert C. Marley


London im Jahr 1894:
Eigentlich sollte es ein schöner Abend werden, den Inspector Swanson mit seiner Ehefrau im Londoner Adelphi Theater verbringen wollte, als Entschädigung für seine häufige berufliche Abwesenheit. Aber dann kommt alles ganz anders. Nur durch Swansons beherztes Eingreifen entrinnt der berühmte Entfesselungskünstler Van Dyke knapp dem Tode. Swanson wird hellhörig, als er erfährt, dass dies nicht der erste Unglücksfall war, der sich im Kreis der engagierten Zauberkünstler ereignet hat. Der Inspector wittert einen Mordanschlag auf Van Dyke und stürzt sich gleich in die zeitraubenden Ermittlungen, wodurch Mrs. Swansons Geduld wieder auf eine harte Probe gestellt wird...

Zauberkunststücke sind seine Passion, und so ist dieser neue Fall für Inspector Swanson eine besondere und sehr interessante Herausforderung. Sein Wissen über diverse Zauberkunststücke bringt ihm auch sehr schnell die Erkenntnis, dass es sich bei dem misslungenen Trick Van Dykes nicht um einen Unfall, sondern um einen Mordanschlag gehandelt hat.
Im Gegensatz zum zweiten Band, wo wir einen Schritt in der Zeit zurück gemacht haben, schließt sich dieser hier nun chronologisch an den ersten an, genau genommen spielt er ein Jahr nach der Geschichte um den Hope Diamanten. Wie mir schon in den vorherigen Bänden aufgefallen ist, hat sich die Zusammenarbeit von Swansons Ermittlungsteam über die Jahre gefestigt; man kann sich aufeinander verlassen. Besonders gut gefällt mir Sergeant Peter Phelps, Swansons „rechte Hand“, uein junger Mann, der zwar manchmal etwas unbedarft wirkt, aber oft recht pfiffige Bemerkungen zum Besten gibt. Auch Frederic Greenland, ein wohlhabender Lebemann, der sich manchmal ein wenig langweilt und daher gerne für Swanson undercover ermittelt, ist diesmal wieder mit von der Partie.
Sehr detailliert geschildert und dadurch immer ein wenig schaurig sind die Besuche beim forensischen Team der Londoner Kripo. Es ist faszinierend, was damals, mit eher einfachen Methoden, schon alles herausgefunden werden konnte.

Ein Roman von Robert C. Marley, in dem man keine „alten Bekannten“ wieder trifft, ist schlicht undenkbar, denn gerade die Begegnungen mit realen historischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit machen die Story so lebendig. So kann man sich auch diesmal wieder auf interessante Dialoge mit Oscar Wilde freuen. Der exzentrische Schriftsteller ist Inspector Swanson mittlerweile freundschaftlich verbunden, und die Gespräche der beiden Männer werden zum Teil recht philosophisch. Auch weitere damalige Zeitgenossen finden im Roman Erwähnung, wie beispielsweise Joseph Merrick, der im Viktorianischen Zeitalter als „Elefantenmensch“ bekannt war, der zwar zur Zeit der Geschichte bereits nicht mehr lebte und keinen wesentlichen Einfluss auf die Handlung hat, in der Erinnerung einer einsamen jungen Frau jedoch weiterlebt.
Auch die in einem Kapitel erwähnte sympathische Krankenschwester Edith Louisa Cavell war eine reale Person mit einem spektakulären Lebenslauf. Wenn ich an dieser Stelle Erich Weiß erwähne, wird das kaum jemandem etwas sagen, denn im Roman ist er noch ein junger Laufbursche, aber später machte er sich als Harry Houdini einen Namen in Magierkreisen.
Ich liebe es, in Romanen derart starke Verbindungen zur Wirklichkeit zu finden und die Fäden zu verknüpfen, indem ich mir Quellen für weitere Informationen suche, die über die eigentliche Handlung hinaus gehen. In diesem Fall ist auch der Schauplatz authentisch, denn auch das Adelphi Theatre existiert tatsächlich, und betrachtet man alte Bilder, so fühlt man sich direkt in der Zeit zurückversetzt.

Die außergewöhnliche und sehr schöne Aufmachung des Buches rundet das Ganze gekonnt ab, denn der Krimi besteht aus vier großen Teilen, deren Anfang jeweils ein Vorsatzblatt mit Zitaten großer Zauberkünstler bildet, auf dem der Elizabeth Tower des Big Ben immer ein Stück weiter in den Blickpunkt rückt. Die Anfänge der einzelnen Kapitel schmückt jeweils die kleine Illustration einer alten Gaslaterne.

Mit seiner großen Nähe zur realen Vergangenheit, mit hintergründigem, manchmal etwas spöttischem Humor und faszinierenden Verflechtungen in der Handlung war der dritte Krimi um Inspector Swanson wieder ein absoluter Lesegenuss für mich.




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