Samstag, 19. Oktober 2013

Das Licht zwischen den Meeren - M. L. Stedman


Kurzbeschreibung
1926, Janus Rock. Auf einer abgelegenen Insel im Westen Australiens arbeitet Tom Sherbourne als Leuchtturmwärter. Mit seiner Frau Isabel führt er ein erfülltes Leben fern einer Welt im Umbruch. Nur eines trübt ihr Glück: Ein Kind bleibt ihnen verwehrt. Bis sie eines Morgens am Strand ein Ruderboot entdecken, in dem die Leiche eines Mannes liegt – und ein neugeborenes Baby. Während Tom die Küstenwache alarmieren will, schließt Isabel das kleine Mädchen in die Arme – und für immer in ihr Herz. Gegen Toms Willen nehmen sie das Kind als ihr eigenes an und nennen es Lucy. Zwei Jahre später kehren sie aufs Festland zurück – und müssen erkennen, dass ihre Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat …

Mein Eindruck:
Im Jahr 1918 kommt Tom Sherbourne aus dem Krieg zurück nach Australien. Die vergangenen Jahre haben ihn geprägt, und die schrecklichen Erlebnisse der Vergangenheit holen ihn immer wieder ein, nachdem er ins „normale Leben“ zurückgekehrt ist.
Vor der Küste Australiens wird er auf Janus Rock als Leuchtturmwärter angestellt. Gleich bei seiner Ankunft an der Küste begegnet er der lebenslustigen Isabel. In ihr findet er seine große Liebe, und die junge Frau zögert nicht, ihm in seine neue Heimat, auf die Insel mit dem Leuchtturm zu folgen. Abgeschnitten von der übrigen Zivilisation leben Tom und Izzy in trauter Zweisamkeit, aber Isabelle ist beseelt von dem Wunsch nach einem Kind. Dies bleibt dem jungen Paar jedoch verwehrt. Mehrere Fehlgeburten machen jede Zuversicht zunichte und zehren an ihren Kräften. Als eines Tages ein Boot angeschwemmt wird, in dem sich ein toter Mann und ein weinendes Baby befinden, lässt Isabelle nur ihr Herz und Gefühl sprechen. Sie überredet Tom, das kleine Mädchen als ihr eigenes anzunehmen und den Vorfall nicht den Behörden zu melden. Sie nennen das Kind Lucy, denn so wie der Leuchtturm den Seefahrern, so erhellt die Kleine von nun an das Leben von Isabel und Tom. Es beginnt eine innige Zeit für die kleine Familie, die so plötzlich entstanden ist. Das Leben auf der Insel ist wie ein Vakuum. Die Tage auf Janus Rock sind geprägt von Toms verantwortungsvoller Arbeit am Leuchtturm und von der Liebe und Fürsorge, die das junge Paar der kleinen Lucy entgegenbringt.
Bei einem Besuch auf dem Festland müssen sie dann erkennen, welch folgenschwere Tragödie sie mit ihrer Entscheidung heraufbeschworen haben.

Die Lüge, auf der sie ihr Glück aufgebaut haben, ist trügerisch wie Treibsand, sie bietet keinen Halt. Tom fühlt sich schuldig. Er kann und möchte nicht weiter mit der Täuschung leben. Aber egal wie er sich entscheidet, er muss den Menschen Leid zufügen, die er am meisten liebt. Für Isabel zählt nur noch die Liebe zu der kleinen Lucy. Wenn es um das Wohlergehen ihres Kindes geht, kann eine Mutter zur kämpfenden Löwin werden. So auch hier, nur wird es problematisch, wenn ein kleiner Mensch gleich zwei Mütter hat…

Ich war hingerissen, von der schönen, bilderreichen und eindringlichen Sprache, die zutiefst berührt. Ich konnte alle beteiligten Schicksale nachvollziehen, und nicht nur einmal hat mir das Mitgefühl die Tränen in die Augen getrieben. Die innere Zerrissenheit, die Entscheidung zwischen Gefühl und Gewissen, man kann alles nur allzu gut nachempfinden und jeden der Protagonisten auf seine Art verstehen. Aber besonders hat mich Toms Schicksal berührt. Er ist ein durch und durch rechtschaffener, geradliniger und feinsinniger Mensch, und doch fühlt er sich schuldig, bei allem was er tut, wie er sich auch entscheidet. Dabei trifft er seine Entschlüsse nicht leichtfertig, sondern aus Zuneigung und Mitgefühl. Für seine Liebe würde er sich selbst opfern.

Man kann so viel entdecken in diesem wundervollen Buch: sprachliche Schönheit, tiefsinnige Zitate und eine Fülle an Emotionen, gute wie auch schlechte. Die Geschichte hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen. Kann es in einem solchen Fall wirklich eine richtige Entscheidung geben, die keinen verletzt?



3 Kommentare:

  1. Ach neine....mit dem Buch liebäugel ich shocn die ganze Zeit und nun kommt deine super Rezi!!! Und bei mir platz der Bücherschrank aus allen Nähten!!!! Dabei schulde ich euch noch SuB Zuwachs.....
    LG
    Martina

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    1. Wem sagst du das, liebe Martina! Mein SuB ist auch gigantisch, und ich schaffe es bei den vielen tollen Neuerscheinungen nicht, mal etwas Altes abzubauen *seufz*. Aber dieses Buch habe ich ganz und gar nicht bereut, ist bisher eines meiner Jahres-Highlights.
      LG
      Susanne

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  2. Eine tolle Rezension :-) und in der Grundstimmung sind wir uns sogar einig, obwohl ich das Buch nicht so ganz aus tiefster Seele mit 5 Sternen (oder in meinem Fall Ratten) bewerten konnte und "nur" 4 verteilt habe. Mir war die Auflösung zu kurz hingestellt, irgendwie nicht so wunderbar herausgearbeitet wie der Rest des Buches. Sonst stimme ich dir aber komplett zu und habe das Buch sehr sehr genossen :-) eine tolle Herbstlektüre.

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