Donnerstag, 22. März 2012

Melitta von Stauffenberg: Ein deutsches Leben - Thomas Medicus



Inhaltsbeschreibung (Klappentext):
Als Melitta von Stauffenberg im Januar 1943 von Hermann Göring höchstpersönlich das Eiserne Kreuz II. Klasse erhält, ist dies der vorläufige Höhepunkt einer fast unglaublichen Karriere. Nicht nur beherrscht sie als Testfliegerin und Ingenieurpilotin alle damals bekannten Flugzeugtypen, hat sagenhafte zweitausend Sturzflüge absolviert, selbst ausgewertet und so den Bombenkrieg der Luftwaffe perfektioniert – sie bewahrt auch ein Geheimnis: «Flugkapitän Gräfin Stauffenberg» ist nach den Kriterien der Nazis eine «Halbjüdin». Nur mit Hilfe von ganz oben gelingt es ihr, den Fängen der Rassenjustiz zu entkommen. Für einige Jahre kann sie sich sicher wähnen – bis sie nach dem 20. Juli 1944 in Sippenhaft genommen wird. Enkelin eines jüdischen Textilhändlers aus Odessa, Schwägerin des späteren Hitler-Attentäters, Stuka-Amazone, tragische Heldin ihrer Zeit: Melitta von Stauffenbergs Geschichte erscheint fast wie ein Spiegelbild des totalitären 20. Jahrhunderts, das Eric Hobsbawm das «Zeitalter der Extreme» genannt hat. Ihre Liebe zum feingeistigen Althistoriker Alexander von Stauffenberg war genauso bedingungslos wie ihre Hingabe an die Fliegerei, die ihr am Ende zum Verhängnis wird. Thomas Medicus beschreibt auf der Grundlage bisher unbekannter Quellen dieses ebenso faszinierende wie radikale Leben. Ein einzigartiges Frauenschicksal – und ein dramatisches Kapitel deutscher Geschichte.

Meine Meinung:
Melitta von Stauffenberg war niemand, den man einfach in eine Schublade einordnen konnte. Das kommt in Thomas Medicus’ Buch sehr gut zum Ausdruck. Vieles aus dem Leben dieser Frau wird sich nie endgültig klären lassen, selbst die Umstände ihres Todes geben der Nachwelt Rätsel auf. Sie befand sich durchwegs auf einer Gratwanderung. Einerseits gab es da ihre jüdischen Wurzeln, durch die sie mehrfach in Gefahr geriet und die sie verständlicherweise mit aller Macht versucht hat, zu verbergen, andererseits gab es ihr Streben nach Anerkennung in ihrem Beruf. Den Interessen des NS-Regimes zu dienen und dabei immer wieder bis an die Grenzen zu gehen, war sicher mit großem Ehrgeiz verbunden, aber andererseits könnte sich dahinter auch hauptsächlich der dringende Wunsch nach Selbstschutz verborgen haben. Was in ihr vorging, was sie dachte und fühlte und was ihre genauen Beweggründe waren, werden wir wohl nie erfahren. Viele Briefe und andere Zeitzeugnisse wurden während des Kriegs zerstört, viele Ereignisse der damaligen Zeit können nicht mehr rekonstruiert werden. Der Autor trägt diesem  Umstand Rechnung und weist an mehreren Stellen darauf hin. Er erlaubt sich kein Werturteil, sondern informiert objektiv und so ausführlich wie möglich.
Thomas Medicus hat die Höhen und Tiefen im Leben dieser außergewöhnlichen Frau ausgelotet und aus zum Teil unbekannten und allgemein eher spärlichen Quellen ein Porträt entworfen, das meiner Meinung nach viel Anerkennung verdient. Der mehr als fünfzig Seiten umfassende Anhang, bestehend aus genau aufgelisteten Quellenangaben und einer umfangreichen Literaturliste, macht deutlich, welch enorme Recherchearbeit hinter dieser Biographie steckt. Dieses gesammelte Wissen, die vielen einzelnen Informationen dann in eine gut lesbare Form zu bringen, die den Leser zu fesseln vermag, ist eine beachtliche Leistung.

Vielen Dank für das Rezensionsexemplar an Rowohlt Berlin

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