Dienstag, 15. November 2011

Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I


Im April 1945 geht das wohl dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte zu Ende. Der Krieg ist aus, und als am 27. April die amerikanische Armee das Konzentrationslager Kaufering I befreit, finden die Männer dort zu ihrer großen Überraschung sieben jüdische Frauen mit ihren Babys vor. In einer Zeit, als das Grauen in Deutschland regierte, schien es noch Wunder zu geben. Als stünden sie unter einem besonderen Segen, hatten diese Mütter und ihre Babys überlebt, trotz der schwierigen Situation und der unmenschlichen Zustände. Angesichts der Massenmorde, die bis zuletzt noch stattfanden, fragt man sich, was die Verantwortlichen dazu bewogen hat, diese kleine Gruppe Frauen und Kinder zu schonen. War es reines Glück oder etwa die „persönliche gute Tat“ eines Lageraufsehers, um das eigene Gewissen rein zu waschen? Genau werden wir es wohl nie erfahren.

Die Autoren Eva Gruberová und Helmut Zeller haben mit Zeitzeugen und noch lebenden Angehörigen gesprochen und die erschütternde Geschichte zweier der damals betroffenen Mütter aufgeschrieben. Eva und Miriam lebten zu Beginn der 40er Jahre in Ungarn. Die beiden jungen Frauen waren dabei, ihre Zukunft zu gestalten, erlebten die erste Liebe und waren voller Zuversicht, und beide waren schwanger - als sich für sie plötzlich alles änderte und sie nach Auschwitz deportiert wurden. Damals kannten sie sich noch nicht. Geschildert wird das Martyrium, das jede von ihnen in den verschiedenen Lagern erlebte, in fortwährender Angst vor Entdeckung. Wie durch ein Wunder haben sie die Zeit der Gefangenschaft und der Quälerei, die Schwangerschaft und die Geburt überstanden, trotz unmenschlich schwerer Arbeit und quälenden Hungers.
Ihre Geschichte ist jedoch nicht mit dem Zeitpunkt der Befreiung zu Ende. Das Autorenpaar berichtet auch über spätere Probleme und Anfeindungen, denen die wenigen Überlebenden ausgesetzt waren. Sie haben den Holocaust nur knapp überstanden und mussten sich dafür rechtfertigen, sie wurden um positive Zeugenaussagen für angeklagte Kriegsverbrecher gebeten, und sie mussten weiterhin mit dem Schrecken, der Trauer und der Angst leben, denn die Erinnerung an so etwas Furchtbares, wie die Zeit im KZ, kann man nie vollständig bewältigen.

Schon das Lesen über dieses unendliche Leid, das vielen Menschen damals angetan wurde, ist schwer zu ertragen. Nur die Hoffnung und das Wissen, dass diese sieben Frauen mit ihren Babys überlebt haben, hat mich weiterlesen lassen. Da hier Zeitzeugen über die Gräuel berichten, die damals begangen wurden, geht diese Dokumentation besonders unter die Haut.
Das Buch wühlt auf und erschüttert zutiefst, aber es ist sehr wichtig. Lange Zeit ist seit damals vergangen, und die meisten Menschen heute kennen die Umstände und die Geschehnisse nur unzureichend, vom Hörensagen oder aus dem Geschichtsbuch. Aber all das Schreckliche, das damals passiert ist, darf nie in Vergessenheit geraten!

Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim Verlag C.H.Beck.

1 Kommentar:

  1. Das Buch klingt interessant. Und ich stimme dir zu, so schrecklich es auch war, man darf es nie vergessen.

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