Montag, 10. November 2008

Marionetten - John le Carré


Klappentext:
Ein junger Moslem reist illegal über die Türkei und Dänemark nach Deutschland ein. Im Hamburger Stadtteil Altona bittet er eine türkische Familie um Hilfe. Nur langsam finden die verängstigten Gastgeber heraus, wer der Fremde ist und was er in der Hansestadt will. So beginnt John le Carrés meisterhaft komponierter Roman über unsere Gesellschaft des Verdachts nach dem 11. September 2001. In einem raffiniert gesponnenen Netz aus privaten und politischen Interessen bewegen sich seine Figuren zwischen Gewissenlosigkeit und Nächstenliebe, eiskaltem Kalkül und Gleichgültigkeit. Die Bedrohung durch den islamischen Terror wird zur Kulisse für ein skrupelloses Spiel der Geheimdienste.


Meine Meinung: * * * *

John le Carré beschreibt seine Charaktere so genau und ausführlich, dass man beim Lesen den Eindruck hat, als würde man die Protagonisten persönlich kennen. Die verschiedenen Personen werden jeweils aus unterschiedlichen Sichtwinkeln betrachtet, und man wird immer wieder hin- und her gerissen zwischen Mitleid und Misstrauen. Es stellt sich die Frage, ist der junge gesuchte Muslim kriminell und gehörte wirklich einer militanten Organisation an oder ist er ein zu Unrecht Verfolgter, dessen einziges Verbrechen ist, sich illegal in Deutschland aufzuhalten? Als „Operation Felix“ gerät Issa in den Fokus der Ermittlungen und mit ihm die Menschen, die ihm helfen und Obdach gewähren.

„Marionetten“ ist ein sehr passender Titel für diesen Roman, denn Issa und seine Helfer sind Darsteller in einem rücksichtslosen und grausamen Spiel. Die Fäden werden von allen möglichen Organisationen, Geheimdiensten und vom Verfassungsschutz gezogen. Jeder will immer bestens informiert sein, lässt sich aber selbst nicht in die Karten schauen. Vertrauen wird zum Fremdwort in diesem Netz aus Ermittlungen, Spionage, Korruption und Verrat. Erschreckend aber durchaus nicht erstaunlich ist die große Rolle, die auch hier das Geld spielt.

Ich habe mir überlegt, ob es bei realen Ermittlungen und Verfahren dieser Art annähernd ähnlich zugeht. Wenn dem so wäre, fände ich das sehr erschreckend. Da wird gefeilscht wie auf dem Jahrmarkt. Für jede Kooperation gibt es Zugeständnisse im Angebotspaket. Und am Ende ist doch alles anders….

Der Roman hat mich beeindruckt und gefesselt, und auch nachträglich beschäftigt mich die Geschichte noch sehr stark. Das ziemlich offene Ende lädt zum Nachdenken ein.

1 Kommentar:

  1. Liebe Klusi,

    le Carre' echt immer wieder Spaß, da die detailliert gezeichneten Charaktere ein ausführliches Bild zeichnen. Thematisch spricht mich dieser Titel sehr an, ich greife immer gern zu Büchern, die sich mit einer Form von Terrorismus beschäftigen.

    Viele liebe Grüße

    Nisnis

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