Dienstag, 31. Januar 2017

Monatsrückblick Januar 2017


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Der Januar hatte wieder schöne Bücher im Gepäck. Ich habe sechs Bücher gelesen, das waren insgesamt 2226 Seiten
Mein Favorit von diesen sechs Büchern war Daniel Wolfs “Das Gold des Meeres”, der dritte Band der Fleury-Reihe. Allerdings muss sich das Buch den Favoriten-Rang noch mit folgendem Roman teilen:
Eine weitere Rezension ist im Januar online gegangen, nämlich zu Elisabeth Büchles neuestem Roman “Der Korsar und das Mädchen”. Das Buch ist am 16. Januar 2017 erschienen. Ich durfte es als PDF-Datei bereits im November vergangenen Jahres vorab lesen, aber eben die Rezension erst zum offiziellen Erscheinungstermin posten.
Schon im November habe ich geschrieben, dass dies eigentlich mein Monatsfavorit gewesen wäre, aber das Buch zählt eben erst jetzt im Januar
Nun habe ich als kleines Dankeschön für meinen Vorab-Leseeindruck auch noch das gebundene Buch für meine Sammlung im Regal erhalten, worüber ich mich sehr gefreut habe.
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Neben dem soeben erwähnten Neuzugang, den ich ja bereits gelesen habe, gab es noch weitere Bücher, die im Januar bei mir eingezogen sind.
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Die beiden links stehenden Bücher sind Rezensionsexemplare. “Montagsgedanken” ist eine Anthologie von der gleichen Herausgeberin wie “Im Vertrauen weitergehen” (siehe bei meinen im Januar gelesenen Büchern). “Jahrhunderttraum ist die Fortsetzung von “Jahrhundertsturm”, den ich zwar bereits habe, aber noch vorab lesen muss bzw. möchte. Ich bin also auch in den kommenden Wochen gut beschäftigt. Winking smile Dazu kommen noch die vier daneben liegenden Bücher, die ich teils ertauscht teils gekauft habe. Ulf Schiewes “Der Sturm der Normannen” ist bereits der vierte Band der großartigen Normannensaga. “Der Spion des Dogen” von Stefan Maiwald hat mich vom Cover und auch von der Inhaltsbeschreibung her angesprochen, ebenso “Der Galgenvogel” von Antonia Hodgson. Petra Durst-Bennings “Winterwind” stand schon lange auf meiner Wunschliste, und nun habe ich es mir endlich bestellt.
Nun folgt der kürzeste Monat des Jahres, und ich bin gespannt, ob und wie sich die drei fehlenden Tage auf mein Lesepensum auswirken. Ich wünsche euch eine schöne, lesereiche, gemütliche Zeit mit hoffentlich tollen Büchern.

Duo mit Beretta - Ella Theiss


Jahrelang hat Isabell ihre kranke Mutter gepflegt. Nun ist diese gestorben, und Isabell muss die gemeinsame Wohnung auflösen. Allein auf sich gestellt, muss sie sich auch um eine Arbeitsstelle kümmern. Als wären das noch nicht genug Probleme, entkommt Isa mit letzter Not einer Horde Jugendlicher, die sich ihr in den Weg stellen. Der Überfall löst bei der stillen Einzelgängerin einen Schock aus, der zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führt, die sich in einer gespaltenen Persönlichkeit äußert.
Isa hat plötzlich ein Alter Ego namens Billie. Billie ist das ganze Gegenteil von Isabell. Sie gibt sich schrill, sowohl von ihrer Art als auch in ihrem Äußeren. Sie schwingt gerne revolutionäre Parolen und will die Welt retten. Um jeden Preis möchte sie in die Fußstapfen des attraktiven Nikos Tamouridis treten, der als Streetworker arbeitet. Da es bei einer gespaltenen Persönlichkeit gar nicht anders möglich ist, müssen Isa und Billie an einem Strang ziehen. Sie arrangieren sich recht gut in ihrem gemeinsamen Körper, und je nachdem, ob eher Zurückhaltung oder forsches Auftreten gefragt ist, tritt die geeignetere Persönlichkeit von ihnen in die Öffentlichkeit.
Als sie ein Praktikum in der Sozialstation „KeinZoff“ erhalten, geben sie ihr Bestes, um etwas zu bewirken. Sie legen sich mit der Zuhältermafia an, um eine junge Zwangsprostituierte zu schützen.
Auch ein Mitglied der Gang, die Isabell überfallen hatte, taucht wieder auf, aber glücklicherweise leidet er unter einer Amnesie und kann sich nicht mehr an Billie und an das, was damals genau geschah, erinnern. Als dann auch noch zwei ihrer Schützlinge in ein fragwürdiges Waisenhaus nach Ungarn verfrachtet werden, ist Billie misstrauisch. Zusammen mit Isa setzt sie alles dran, die beiden jungen Mädchen zu befreien. Wie tief sie bereits in der dubiosen Sache mit den Menschenhändlern steckt und in welche Gefahr sie sich und Isa damit bringt, ist Billie zuerst gar nicht bewusst.

Die Geschichte wird in der 1. Person erzählt, aus Sicht der Progatonistin(nen), wo man sich nie ganz sicher ist, ob man in der Einzahl oder Mehrzahl von ihr bzw. ihnen sprechen soll. Mal kommt Isabell zu Wort, dann wird wieder Billies Sicht der Dinge geschildert. Diese gespaltene Sichtweise der zwei Seelen in einer Brust verleiht dem Roman einen ganz besonderen Reiz.
Es sind ernste und brisante Themen, die Ella Theiss hier anspricht,und auch wenn Personen und Handlung frei erfunden sind, so entbehren sie nicht eines reellen Vorbilds, denn vieles ist in irgendeiner ähnlichen Weise schon vorgekommen.
„Duo mit Beretta“ ist ein Darmstadt-Krimi. Zum Lokalkolorit kann ich nichts sagen, denn ich war noch nie in Darmstadt und weiß auch sonst nur sehr wenig über die Stadt. Aber wie die Autorin im Nachwort verrät, hat sie viele real existierende Örtlichkeiten in die Handlung eingebunden, und so denke ich, dass Leser, die in der Gegend leben oder bereits dort waren, die Stadt sicher in dieser Geschichte wiedererkennen können.
Im Krimi-Genre nimmt der Roman eine außergewöhnliche Stellung ein, denn hier ist kein polizeilicher Ermittler oder Hobby-Detektiv am Werk, sondern eine ganz „normale“ junge Frau, wenn auch mit gespaltener Persönlichkeit, aber immer mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Manchmal kommt man direkt ein wenig ins Schleudern und muss überlegen, wer denn nun gerade die Oberhand hat, ist es die gewissenhafte Isa oder die quirlige, manchmal etwas leichtsinnige Billie. Oft streiten die beiden miteinander, aber immer öfter, vor allem in den wirklich wichtigen Dingen, sind sie auch einer Meinung. Ich mochte sie beide! Die Gewissenskonflikte unserer Heldin sind so locker und leicht, so kurzweilig dargelegt, dass es ein Vergnügen ist, mit dem außergewöhnlichen Duo zu ermitteln. Ausgesprochen interessant und amüsant war auch, zu verfolgen, wie sich Isa und Billie mit den doch recht unterschiedlichen Vorstellungen ihres Liebeslebens arrangieren. 
Auch die anderen Charaktere im Buch sind durchweg interessant. Bei den Dialogen und der Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen hat mir der trockene, hintergründige und bisweilen auch recht bissige Humor gefallen.

Alles in allem bietet dieser locker geschriebene Roman ein großartiges Lesevergnügen, mit außergewöhnlichen Charakteren, einer interessanten und beängstigend realitätsnahen Handlung und einem starken Spannungsbogen.  

👍👍👍👍👍


Montag, 30. Januar 2017

Floras Traum von rotem Oleander - Annette Hennig

Coverbild mit freundlicher Genehmigung der Autorin

Klappentext:
Eine weiße Villa, eine adlige Familie und der Traum vom großen Glück Im Frühjahr 1939 träumt die 19-jährige Flora Hoffmann von einem besseren Leben. Mit fünf Schwestern in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, ist der Alltag der Familie in der ländlichen Idylle der Insel Rügen von Arbeit und Entbehrungen geprägt. Doch Flora sehnt sich nach Reichtum und Macht, eben jener Art von Wohlstand, die sie in ihrer Stellung als Hausmädchen täglich erlebt. Bald schon kennt die junge Frau nur noch ein Ziel. Den Weg dorthin verfolgt sie mit aller Kraft und trifft dabei Entscheidungen, die nicht nur ihr Leben für immer verändern. Fünfzig Jahre später kehrt Flora Gräfin von Langenberg zum ersten Mal in den kleinen Badeort an der Ostseeküste zurück, an dem alles begann. Seinem letzten Wunsch entsprechend trägt sie ihren verstorbenen Mann in heimatlicher Erde zu Grabe. Noch einmal streift die Gräfin durch die alte Villa, der einst ihre ganze Sehnsucht galt. Einsam und zugleich entschlossen beginnt die fast Siebzigjährige eine Reise in die Vergangenheit, die ihr weit weniger Hoffnung als Schmerzen bereitzuhalten scheint. Doch auch dieses Mal geht sie unbeirrt ihren Weg. Wird Flora letztlich finden was sie längst verloren glaubte?

Mein Eindruck:
Rügen im Frühling 1939: Flora Hofmann ist unzufrieden. Die junge Frau, die in einer kinderreichen Familie aufwuchs und als Zimmermädchen arbeitet, wünscht sich mehr vom Leben und setzt all ihren Ehrgeiz daran, in die bessere Gesellschaft aufzusteigen. Das gelingt ihr auch, und wenige Jahre später führt sie ein Leben in Wohlstand. Sie hat einen Grafen geheiratet und ist Mutter einer reizenden kleinen Tochter. Aber sie hat kein Interesse an dem Kind und überlässt die Erziehung einem Kindermädchen. Gefühle kennt sie nicht, sondern ist nach wie vor nur davon besessen, erfolgreich zu sein. Reichtum ist alles, was sie sich vom Leben wünscht, so sieht es zumindest aus. Der zweite Weltkrieg nimmt jedoch keine Rücksicht darauf, ob jemand reich oder arm ist. Alle müssen Opfer bringen, und Flora sieht sich in der Verantwortung für das Anwesen und die Firmenangelegenheiten.
Fünfzig Jahre später kommt sie dem letzten Wunsch ihres verstorbenen Mannes nach, der in heimatlicher Erde die letzte Ruhestätte finden wollte.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, einmal beginnend im Frühling 1939, als Flora Hofmann sich mit all ihrem Ehrgeiz dem Ziel auf ein besseres Leben widmet und dann 1990, fünfzig Jahre später, als sie nach Rügen zurückkehrt, um ihren Mann in heimatlicher Erde zu begraben.
Im früheren Handlungsteil erfährt man, wie Flora es geschafft hat, gesellschaftlich aufzusteigen, und man begleitet sie während der Zeit des Krieges. Nachdem ihr Mann zum Kriegsdienst einberufen wurde, schlägt sie sich im Alleingang durch, um das Anwesen und die Firma zu erhalten, nicht immer mit redlichen Mitteln.
In dem Teil, der 1990 spielt, begegnet man Floras Tochter Viola, die inzwischen mit ihrem Mann in Frankreich lebt. In der Vergangenheit scheint Schlimmes vorgefallen zu sein, denn aus den Gesprächen des Paares kann man heraushören, dass sie auf der Suche nach ihrer verlorenen Tochter sind.

Überhaupt gibt es im Roman sehr viele Andeutungen und vage Bemerkungen, die dazu führen, dass sich die Spannung immer mehr aufbaut.
Der Schreibstil ist kurzweilig und eingängig. Die verschiedenen Charaktere sind in beiden Handlungssträngen plastisch ausgearbeitet, und nach kurzer Zeit meint man, die beschriebenen Menschen zu kennen. Die Handlung entwickelt sich besonders im historischen Teil dramatisch und fesselnd.
Aber... - ... ja es gibt ein „Aber“ an der Geschichte, denn die Spannung baut sich bis zur letzten Seite auf, und dann ist der Roman plötzlich zu Ende! Mir war zwar bewusst, dass es sich um den ersten Band einer Trilogie handelt, und ich weiß aus Erfahrung, dass bei Trilogien immer ein paar Punkte ungeklärt bleiben und sich manches Rätsel erst im Folgeband lösen lässt, aber hier ist alles offen. Ich muss sagen, ich war einigermaßen verdutzt, als ich die letzte Seite gelesen hatte und feststellen musste, dass keine meiner Fragen, die sich mir im Verlauf der Handlung gestellt hatten, beantwortet wurde. Es gibt nicht nur ein Geheimnis, sondern mehrere, und kein einziges davon wurde am Ende dieses ersten Bandes offen gelegt. Die Spannung verpufft beim letzten Satz.

Wer diesen Roman gerne lesen möchte, dem muss bewusst sein, dass dieser Band alleine nichts bringt, weil die Handlung nicht in sich abgeschlossen ist. Wenn es im zweiten Band ähnlich ist, dann wird der Leser auf eine arge Folter gespannt, denn Band 3 ist meines Wissens noch gar nicht erschienen. Ich überlege daher, erst einmal abzuwarten, bis auch der letzte Band veröffentlicht ist, denn dann wird sicher das komplette Familiengeheimnis geklärt. So gut mir der erste Band gefallen hat, so zögere ich doch momentan, schon mit Band 2 weiter zu lesen, denn eigentlich ist die Handlung ja total spannend angelegt, nur ist es kaum auszuhalten, wenn man dann plötzlich mit dem offenen Ende konfrontiert wird.

👍👍👍👍



Donnerstag, 26. Januar 2017

Das Gold des Meeres - Daniel Wolf


„Das Gold des Meeres“ ist der dritte Teil der Fleury-Saga. Diesmal lernt man auch bereits die dritte Generation der Fleurys kennen. Die Handlung beginnt im Jahr 1256, hier wird im Prolog die Vorgeschichte erzählt. Drei Jahre später steht das erfolgreiche Handelshaus Fleury vor dem Ruin. Vom Großvater Michel Fleury gegründet und zu wahrem Wohlstand gebracht, ist die Firma nun am Ende. Balian Fleury musste nach dem gewaltsamen Tod seines Bruders die Geschäfte alleine weiterführen, aber im Gegensatz zu seinem verstorbenen Bruder hat er die kaufmännischen Fähigkeiten seines Großvaters nicht geerbt.
Um nicht im Schuldturm zu landen, sieht Balian nur eine Möglichkeit, um das Handelshaus und die Familienehre zu retten. Zusammen mit seiner Schwester Blanche schließt er sich einer Gruppe von Kaufleuten an, die eine riskante Reise auf sich nehmen, um ihr Glück auf Gotland zu machen. Die langwierige Reise birgt viele Gefahren, und als die Gruppe in Varennes Saint Jacques aufbricht, haben die Kaufleute keine Ahnung, was unterwegs auf sie wartet. Ihre abenteuerliche Handelsfahrt führt sie von Lothringen aus quer durch das heilige römische Reich, bis weit in den Nordosten. Bereits unterwegs geraten sie nicht nur einmal in Situationen, wo sie gerade noch mit den nackten Leben davon kommen. Ihre Pläne und ihr Vorhaben, in Gotland Handel zu betreiben, ist so manchem ein Dorn im Auge, und so sehen sie sich mit mächtigen Gegnern konfrontiert, gegen die sie kaum gewinnen können. Unterwegs erhält Balian, der als Kaufmann keine Anerkennung erfahren hat, nun immer wieder die Gelegenheit, seine wahren Fähigkeiten gewinnbringend einzusetzen. Aber bei allen Bemühungen, das Handelshaus Fleury zu retten, gibt es noch etwas, das Balian antreibt, denn im Hinterkopf hat er den Wunsch, den Tod seines Bruders zu rächen.

Äußerlich passt sich auch dieser dritte Band perfekt den Vorgängern an. Das Cover ist ganz im Stil mittelalterlicher Buchmalerein gestaltet, indem die Initiale des Titels den Rahmen für eine Miniatur bildet. Diese Gestaltung passt wunderbar zur Saga um das Handelshaus Fleury, denn sowohl Balians Vater als auch seine Schwester üben den Beruf des Buchmalers aus.
Schon vorab und auch während des Lesens ist es interessant, immer einmal einen Blick auf die inneren Buchdeckel zu werfen. Diese können aufgeklappt werden, und vorne im Buch findet man den Stammbaum der Fleurys. Der hintere innere Buchdeckel zeigt eine Karte, auf der man die Reise der Händler aus Varennes Saint Jacques mitverfolgen kann. Hier sieht man die Ausdehnung des Heiligen Römischen Reiches, und man erkennt, wie groß der Machtkreis des Deutschen Ordens war, der im Roman auch eine große Rolle spielt. Dass einige der Gefährten sogar bis nach Nowgorod kommen, hätten sie sich vorher nicht träumen lassen. Sowohl bei der Reisegesellschaft als auch unterwegs begegnet man Charakteren ganz unterschiedlicher Art. Daniel Wolfs Protagonisten sind klar gezeichnet und vielschichtig dargestellt, und manch einer ist für eine Überraschung gut, sei es im Negativen oder im Positiven.
Was die Handlung insgesamt betrifft, unterscheidet sich dieser dritte Band gravierend von seinen Vorgängern, denn diese spielten weitgehend direkt in Varennes Saint Jacques oder der näheren Umgebung der Stadt. Diesmal hat die Heimatstadt der Fleurys eher eine untergeordnete Rolle, denn ein Großteil der Handlung dreht sich um die beschwerliche und äußerst gefährliche Reise der Geschwister Balian und Blanche und ihrer Handelsgefährten. Unterwegs müssen sie sich mit Wegelagerern und Raubrittern herumschlagen und werden für Angelegenheiten zur Rechenschaft gezogen, mit denen sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Dies alles ist sehr authentisch und lebendig erzählt. Obwohl Varennes Saint Jacques und die Familie Fleury sowie die meisten Charaktere fiktiv sind, so lässt der Autor doch sehr viel wahre Geschichte in die Handlung einfließen. Besonders die Situation von Reisenden der damaligen Zeit ist sehr realistisch dargestellt. Durch die verschiedenen Handlungsorte ist der Roman überaus kurzweilig und mitreißend, denn man stürzt sich quasi von einem Abenteuer ins nächste. Der Schreibstil ist leicht verständlich, dabei aber der damaligen Zeit gut angepasst. Ich bin immer wieder fasziniert, mit welcher Leichtigkeit Daniel Wolf die überaus komplexe Handlung seiner Romane in Worte fasst. Wie bereits die Vorgänger, so habe ich auch diesen Band verschlungen. Die Bücher der Fleury-Saga sind nicht gerade dünn, aber sie haben die Eigenschaft, dass man sich regelrecht daran fest liest und erst hinterher staunend und mit Bedauern merkt, dass die Geschichte schon wieder zu Ende ist. Aber zu meiner großen Freude steht bereits fest, und der Autor hat es auch schon verraten: die Fleury-Saga geht weiter! Ich freue mich jetzt schon auf den vierten Band, der noch umfangreicher werden soll als die bisherigen Bücher und daher noch mehr Abenteuer und damit sicher auch jede Menge Lesespaß bieten wird.  

😍😍😍😍😍




Die bisher erschienenen drei Bände der Fleury-Saga:




Es gibt noch eine ergänzende e-Kurzgeschichte, die, soweit ich informiert bin, zeitmäßig zwischen dem zweiten und dritten Band angesiedelt ist.

Sonntag, 22. Januar 2017

Im Vertrauen weitergehen - Wahre Geschichten, die Mut machen

An dieser Stelle ein Zitat der Herausgeberin: „Wer an Gott glaubt, ist nicht vor Krankheit und Leid geschützt. Aber: Gott lässt uns nicht damit allein.“ Ellen Nieswiodek-Martin (Hrsg.)


Dies ist eine Anthologie, herausgegeben von Ellen Nieswiodek-Martin, und schon von der äußerlichen Gestaltung her finde ich das Buch sehr schön und gelungen. Über die Zeitschrift „Lydia“ haben Leserinnen ihre Geschichten eingeschickt. In diesem Buch erfahren wir über die Schicksale von insgesamt sechsunddreißig Frauen. Die Geschichten sind thematisch sortiert und in neun Kapitel aufgeteilt. Da geht es beispielsweise im ersten Kapitel darum, „Wenn ich Angst und Sorgen habe“ oder im Kapitel 2: „Wenn es anders läuft als geplant“. Jedes Kapitel wird mit einem stimmungsvollen Foto eröffnet, das jeweils sehr schön zum Thema der Geschichten passt. Am Ende eines jeden Kapitels findet man einen besonderen Spruch, ein Gedicht, ein Bibelzitat oder einen Segenswunsch.
Es sind sehr unterschiedliche Erlebnisse und Lebensgeschichten, die hier erzählt werden. Da geht es um Alltags- oder Verlustängste, um Probleme in der Liebe und Partnerschaft, um örtliche oder berufliche Veränderungen, um Vorurteile oder um Sorgen wegen Krankheit und Tod. So verschieden wie die Verfasserinnen, so unterschiedlich sind auch ihre Sichtweisen und Geschichten. Aber sie haben alle eines gemeinsam, und das ist ein tiefes Gottvertrauen.
Nicht alle Erzählungen konnte ich gleich gut nachvollziehen, manche fand ich eher banal, andere haben mich tief berührt. Aber bei dieser Fülle an unterschiedlichen Erfahrungen und Schicksalen ist es ganz klar, dass jeder Leser seinen eigenen Blickwinkel einbringt und seine persönlichen Favoriten hat, die ihn besonders berühren. Glaubensfragen sind eben etwas sehr Individuelles. Vielen der Frauen, über die ich gelesen habe, bin ich sehr nahe gekommen, andere habe ich für ihren Mut bewundert. Weil es sich bei allen enthaltenen Geschichten um wahre Begebenheiten und sehr persönliche Erfahrungen der verschiedenen Frauen handelt, möchte ich mir eine gesamte Wertung dieses Buches nicht erlauben. Ich kann nur sagen, dass ich es für lesenswert und nutzbringend erachte, denn sicher kann so mancher auch persönliche Erkenntnisse daraus mitnehmen oder Kraft schöpfen. Gerade Menschen, die ein vergleichbares Schicksal teilen oder von ähnlichen Sorgen geplagt sind, können hier Trost finden.

Noch ein paar allgemeine Informationen zu Buch und Verlag:
„Im Vertrauen weitergehen“ ist im Lydia Verlag erschienen, der zum christlichen Verlagshaus „Gerth Medien“ gehört. Ellen Nieswiodek-Martin, die Herausgeberin des Buches, ist zugleich Chefredakteurin von „Lydia“.
In erster Linie wird hier die Zeitschrift gemacht, aber es gibt auf der Verlags-Website auch das „Lydia-Lädchen“, in dem besondere Empfehlungen an schöner Literatur, Musik, Filmen, Kalendern und Geschenken zusammengestellt wurden.

Nun habe ich in diesem Beitrag schon so häufig die Zeitschrift „Lydia“ angesprochen, dass ich sie hier auch noch etwas ausführlicher vorstellen möchte.


„Lydia“ ist eine christliche Frauenzeitschrift, die vier mal im Jahr erscheint. Sie behandelt ein großes Spektrum an Themen, die gerade für Frauen wichtig sind, egal in welchem Alter und welcher Konfession zugehörig. Die Zeitschrift setzt sich für verschiedene Projekte ein und berichtet über außergewöhnliche Aktivitäten, über Aktionen der Nächstenliebe und über modernes Christentum. Viele Berichte bieten Lebenshilfe für den Alltag, andere erweitern den Blick über den Tellerrand hinaus. Auch begegnet man immer wieder bekannten Frauen aus der Bibel und kann entdecken, wie aktuell deren Anliegen auch heute noch ist. Es sind fröhliche Geschichten, aber auch traurige Erfahrungen in der „Lydia“ zu finden. Außerdem wird man über wichtige Termine informiert und erhält interessante Tipps zu Büchern, Filmen oder Musik. Auch kreative Ideen kann man in jedem Heft entdecken.

Wer sich ausführlicher über das Konzept von Lydia informieren möchte, kann auch erst einmal den kostenlosen und unverbindlichen Newsletter abonnieren, der ungefähr einmal im Monat erscheint.

Dienstag, 17. Januar 2017

Mister Dream 2 / Ein Traumtyp zuviel - Brigitte Kanitz


Klappentext:
Die Achterbahnfahrt geht weiter!
Colin ist eifersüchtig: Emma hat ihr Ziel erreicht und ist endlich mit dem gut aussehenden Erik zusammen. Der neue Mister Dream hat den entscheidenden Vorteil, dass er real ist. Im Gegensatz zu Colin - den Emma sich in einem Anfall von Liebeskummer ausgedacht hatte und nun leider nicht mehr los wird.
Und als wären zwei "Traumtypen" nicht schon genug, hat sich auch noch Tom im Hostel von Emmas Mutter eingenistet, der Colin erschreckend ähnlich sieht und ganz klar etwas zu verbergen hat.
Nach und nach kommt Emma seinem Geheimnis auf die Spur - und die führt zu einem vierten rätselhaften Mann in ihrem Leben ...

Mein Eindruck:
Die Handlung dieses Romans schließt fast nahtlos an den ersten Band der Reihe, „Mister Dream – Achterbahn der Gefühle“, an. Es ist gerade mal fünf Tage her, dass Emma ihren langjährigen Schwarm Erik erobern konnte. Aber leider hat er viel zu wenig Zeit für sie. Erik ist auch nicht der einzige Mann in Emmas Leben, denn da gibt es ja immer noch Colin. Das ist ihr selbst erfundener Traumtyp, der nur in ihrer Phantasie existiert, aber für jede Menge Wirbel sorgt. Zu allem Überfluss hat sich auch noch der geheimnisvolle Tom im Hostel ihrer Mutter einquartiert, und der sieht dem imaginären Colin zum Verwechseln ähnlich.
Auch Emmas beste Freundin Lilli hat Probleme, denn seit sie vor einer Woche den schüchternen Max kennengelernt hat, kreisen ihre Gedanken nur noch um ein Wiedersehen mit ihm, und dass sie seine Gefühle ihr gegenüber so gar nicht einschätzen kann, verursacht ihr Liebeskummer, der sich auf ihren sonst so gesunden Appetit schlägt.
So hat Emma ziemlich viel um die Ohren, denn sie muss auch noch ihrer Mutter im Hostel helfen. Daneben möchte sie für ihre Freundin da sein und dem rätselhaften Tom auf die Schliche kommen. Dass ein erhofftes Date mit ihrem geliebten Erik ins Wasser fällt, macht die Sache für sie auch nicht leichter. Kaum kann Emma eines ihrer Probleme lösen, ergibt sich daraus auch schon das nächste.
Wie man es von Brigitte Kanitz gewohnt ist, schreibt sie auch diesmal wieder sehr lebendig und schwungvoll. Emma, die Heldin ihrer ersten Jugendroman-Reihe, ist liebenswert, aber auch immer ein klein wenig chaotisch. Die turbulente Story liest sich unterhaltsam und schnell. Neben den alltäglichen Problemen, die junge Frauen in Emmas Alter haben, sind hier in der Handlung auch noch einige ernste und aktuelle Themen angeschnitten. Da geht es um die Lage der Flüchtlinge in der kleinen Stadt Kiesel, und daneben wird Emma mit dem Thema Obdachlosigkeit konfrontiert. Das ist alles gar nicht so leicht für sie zu verarbeiten, auch macht sie sich Sorgen um Lilli, weil die sich neuerdings für zu dick hält und kaum noch etwas isst.
Das alles sind Themen, die im Leben von Siebzehnjährigen häufig eine Rolle spielen. Für Emma kommt noch die Suche nach ihrem Vater hinzu, denn der hat sie und ihre Mutter vor Jahren verlassen. Emma leidet sehr darunter, ohne Vater aufgewachsen zu sein und möchte mehr über ihn und die Umstände erfahren, die damals dazu geführt haben.
Insgesamt hat mir dieser zweite Band wieder richtig gut gefallen. Die Kombination aus humorvollen Begebenheiten und ernsteren Themen ist auch hier bestens gelungen. Für mein Empfinden hatte jedoch Colin diesmal einen zu großen Part, denn der erfundene Traummann hätte ja eigentlich inzwischen ausgedient, da ja nun Eric in Emmas Leben getreten ist. Klar, so einfach ist es nicht, einen Typen loszuwerden, auch wenn er nur in der Phantasie existiert, aber Colin hatte ja schon immer den Hang, sich überall einzumischen, und diesmal übertreibt er ziemlich. Es gibt sehr viele Zwiegespräche zwischen ihm und Emma, die sich manchmal doch ein wenig in die Länge ziehen.
Das sehe ich so, die ich der Zielgruppe ja schon seit langer Zeit entwachsen bin. Vielleicht empfinden es junge Leserinnen im Teenager-Alter völlig anders.

Insgesamt ist das Konzept der Reihe auf jeden Fall stimmig und die Aufmachung der Bücher sehr schön. Es gibt in jedem Kapitel kleine, liebevolle Illustrationen, die bestens zur Handlung passen und das Design abrunden.

💖💖💖💖


Montag, 16. Januar 2017

Der Korsar und das Mädchen - Elisabeth Büchle


Die Geschichte spielt 1814, zur Zeit des zweiten Unabhängigkeitskriegs zwischen England und USA.
Catherine und Emily, die Töchter des Plantagenbesitzers Frederick Hansen, sind sehr unterschiedlich in ihrer Wesensart. Während Emily eine gesittete und zurückhaltende junge Dame ist, hat Catherine eine Erziehung genossen, wie sie normalerweise nur Söhne erhalten. Für die damalige Zeit und für die gehobenen Kreise von South Carolina war dies äußerst ungewöhnlich, aber sogar Catherines verstorbene Mutter förderte diese außergewöhnliche Erziehung. Cat wuchs auf wie ein Junge, kann reiten und fechten, klettern und schwimmen und vieles mehr. First, ein gleichaltriger Sklave, ist ihr bester Freund und Gefährte bei all ihren waghalsigen Unternehmungen.
Nun ist Emilys Bräutigam eingetroffen, und Catherine soll ihre Schwester nach England begleiten, um dort ebenfalls einen Mann kennenzulernen, der bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten hat.
Während der Reise geraten die Schwestern zwischen die Fronten des Unabhängigkeitskrieges, denn die „Santiago de Cuba“, das Schiff von Emilys Verlobtem, wird gekapert, und sie landen auf einem Freibeuterschiff. Lieutenant Lennart Montiniere, der Commander der Silver Eagle, ist mit seiner Crew in geheimer militärischer Aktion unterwegs. Catherine gibt sich spontan als Schiffsjunge aus und nennt sich von nun an Cato. Montiniere weiß nicht recht, was er von dem rätselhaften und wilden „Jungen“ halten soll, der einerseits behände in die Wanten klettert, dessen Umgangsformen und Bildung aber auf eine gute Erziehung schließen lassen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, wie lange Catherine ihr Geheimnis wahren kann. Dass sie tiefe Gefühle für den Commander hegt, macht die Sache nicht leichter, denn sie hat sich vorgenommen, ihr Ziel zu erreichen und in England den Sohn eines Lords zu heiraten. Sie will ihren Vater nicht enttäuschen und seinen Wünschen gerne entsprechen. Aber zuerst müssen sich alle Beteiligten auf dieser langen, gefahrvollen Reise bewähren und diverse Abenteuer durchstehen. Irgendwann hat Catherine den Eindruck, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet. First, der inzwischen ein freier Mann ist, bleibt aus eigenem Willen an Catherines Seite. Wird er sie schützen können?
Als sie letztendlich wirklich in England ankommt, entwickeln sich die Dinge ganz anders als geplant. Auch erfährt sie nun endlich etwas über die Vergangenheit und das frühere, tragische Schicksal ihrer Mutter.

Bei ihrem neuen historischen Roman kann Elisabeth Büchle wieder mit wunderbaren Protagonisten aufwarten, die mir vom ersten Moment an sympathisch waren. Catherine, der liebenswerte Wildfang, bringt sich in brisante Situationen, als sie sich als Junge ausgibt. Sie muss einiges über sich ergehen lassen, denn in ihrer Verkleidung wird sie behandelt wie alle Schiffsjungen an Bord, und man stellt schnell fest, dass deren Leben nicht leicht ist. In dieser harten Männerwelt auf der Silver Eagle gibt es eine Rangordnung, und die Schwächeren werden von den Stärkeren oft unterdrückt und schikaniert. Aber Cato, wie sie sich nennt, erduldet alles klaglos und ist doch froh über ihre Entscheidung, denn unter Deck, bei ihrer Schwester in der Kabine, hätte sie sich völlig fehl am Platz gefühlt.
Bei Commander Lennart Montiniere spürt man von Anfang an, dass er das Herz auf dem rechten Fleck hat, es aber hinter einer strengen Fassade verbirgt. Aus Cato wird er nicht schlau. Er spürt, dass er anders ist und mag den wilden, aufgeweckten Jungen, der so manches wegsteckt und sich in rauen Situationen behauptet, der aber auch gebildet ist, lesen und schreiben kann und sich mit Montiniere so manches amüsante Wortgefecht liefert. Bald hat Cato gewisse Sonderrechte auf dem Schiff und seinen Ruf bei der Besatzung weg, die ihn als „Äffchen des Kapitäns“ bezeichnet, da sein Lieblingsplatz hoch oben in der Takelage ist.
Ein Großteil der Handlung spielt auf See, und so hat man es hauptsächlich mit Leuten der Crew zu tun, wozu auch Lennarts jüngerer Bruder Marlon gehört, der als Midshipman dabei ist. Zwischen den Brüdern gibt es Spannungen, weil die Männer so grundverschieden sind. Aber im Lauf der Zeit, mit gegenseitigem Verständnis, kommen sie sich menschlich näher und können eine gute Lösung für sich finden. Catherines Schwester Emily macht während der Reise eine gewaltige Entwicklung durch und wächst über sich hinaus, als es nach einem Sturm Verletzte gibt. Die Autorin hat ein gutes Händchen, wenn es darum geht, Menschen zu charakterisieren und ihnen ins Herz zu schauen. Sie blickt hinter die Fassaden, denn es ist nicht alles schwarz oder weiß, böse oder gut, sondern hier gibt es viele feine Zwischentöne, und so kann man in manchem „Bösewicht“ auch gute Ansätze erkennen, wenn man seine Beweggründe berücksichtigt. Der Mensch wird stark von seinem Umfeld geprägt, und gerade das Leben der Seeleute ist schwer, was sich in den Charakteren auf ganz unterschiedliche Weise widerspiegelt. Es sind zum Teil raue Gesellen, und wenn es auf See zu einem schweren Sturm oder zu einem Gefecht mit dem Feind kommt, müssen sie äußerste Willensstärke, Wagemut und körperliche Kraft beweisen, zugleich aber auch ein gewisses Gottvertrauen haben, denn letztendlich liegt ihr Schicksal in den Händen ihres Schöpfers. Was die Seefahrt und das Leben auf dem Schiff angeht, ist ein enormes Wissen nötig, um all das realistisch zu beschreiben. Zwar hat Elisabeth Büchle schon eine „Vorbildung“, wie sie im Nachwort erklärt, aber gewiss war das Schreiben dieses Romans mit einer enormen Recherchearbeit verbunden, die ich bewundere.
Alle Situationen sind so lebendig und intensiv beschrieben, dass man sich sehr gut hineinversetzen kann, und so hat dieses Buch alles, was ich mir von einem guten Roman erwarte: Jede Menge Spannung, großartige Protagonisten, starke Schilderungen, eine gute Portion Romantik, Menschlichkeit und Herzenswärme und auch ein wenig historische Wissensvermittlung.
Ich habe diesen Roman fast an einem Stück gelesen, so gefesselt war ich.

Schon das Bild auf dem Cover verspricht eine Geschichte von Freiheit und Abenteuer, und der Inhalt des Buches hat meine Erwartungen in allen Punkten absolut erfüllt.

😍😍😍😍😍


Donnerstag, 12. Januar 2017

Die Holunderschwestern - Teresa Simon

Die Holunderschwestern
Teresa Simon
Heyne Verlag
ISBN 978-3453419230

In der Rahmenhandlung geht es um die Restauratorin Katharina Raith, die zusammen mit ihrer Partnerin und besten Freundin Isi eine gut gehende Werkstatt betreibt. In ihrer Freizeit kocht Katharina sehr gerne, bevorzugt Gerichte aus der alten, handgeschriebenen Kladde, in der ihre Urgroßmutter Fanny ihre Rezepte und persönlichen Tipps aufgeschrieben hat. Franziska Raith, wie Fanny eigentlich hieß, hatte in jungen Jahren ihre Heimatstadt Weiden verlassen und war nach München gegangen, wo sie als Köchin arbeitete.
Eines Tages steht ein fremder junger Engländer vor Katharinas Tür. Alex Bluebird, wie er sich vorstellt, hat einige alte Fotos dabei und das Tagebuch von Fanny. Katharina ist völlig verblüfft und kann sich gar nicht vorstellen, wie das Tagebuch ihrer Urgroßmutter nach England gekommen sein soll. Neugierig beginnt sie zu lesen.

Zusammen mit Katharina tauchen wir, während sie in Fannys Tagebuch liest, in eine andere Zeit ein. Wir lernen Fanny kennen, als sie mit dem Zug nach München unterwegs ist. Während der Fahrt macht sie Bekanntschaft mit einer jüdischen Familie und freundet sich mit der Tochter Alina an. Es ist nicht leicht für die junge Frau, in München Fuß zu fassen, aber als Fanny ihren Arbeitsplatz als Weißnäherin verliert, nimmt die Familie Rosengart sie als Köchin bei sich auf. Sie verbringt eine glückliche Zeit bei Alina, die ihr zur besten Freundin wird und deren Familie. In der großen Stadt fühlt sie sich wohl, und bald kommt sie auch in Kontakt mit Münchner Künstlerkreisen und kocht für sie so manches Festessen. Eines Tages steht Fannys Zwillingsschwester Fritzi vor der Tür. Auch sie möchte in München bleiben und eine Anstellung finden. Es brechen schwierige Zeiten an, und einige tragische Ereignisse sowie Fritzis Eifersucht entfernen die Zwillingsschwestern immer mehr voneinander. Aber wie Fanny es ausdrückt: Es geht nicht mit ihr, aber auch nicht ohne sie.

Gerade die Einblicke in die Vergangenheit von Katharinas Familie, die man im Roman durch die detaillierten Schilderungen aus Fannys Tagebüchern erhält, haben mich fasziniert. Die frühere Handlung spielt im Zeitraum zwischen den beiden Weltkriegen. Es ist eine Zeit des Umbruchs, die Monarchie wird abgeschafft und vorübergehend entsteht eine Räterepublik. In dieser Zeit werden die Nationalsozialisten und ihr Einfluss immer stärker. Für die Familie Rosengart brechen schwere Zeiten an, denn Juden sind in München nicht mehr sicher.
Für mich waren die Schilderungen der damaligen Zeit besonders eindrucksvoll, weil es diverse Parallelen zwischen Fannys und meiner Familie gibt, denn auch meine Urgroßmutter war Köchin in München, und einige ihrer Rezepte von damals haben wir in der Familie bewahrt. Auch musste ich beim Lesen oft an meine Großeltern denken, die sich ebenfalls im Zeitraum der Handlung kennengelernt haben. Es sind mir daher immer wieder Details aus alten Erzählungen zu meiner eigenen Familiengeschichte eingefallen. Der Erzählstrang über die Vergangenheit hat mich absolut fasziniert, und mir ging es so wie Katharina mit Fannys Tagebüchern, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Spannend fand ich auch die vielen Details zu Künstlern dieser Zeit, denn Fanny lernt nicht nur Paul Klee und seine Familie kennen, sondern viele weitere interessante Menschen, die damals in München gelebt haben. Hier wurde sehr viel Reales in die Handlung aufgenommen, und die detaillierten Beschreibungen der Schauplätze tun ein Übriges, den Leser zu fesseln.

Die Abschnitte, die in der Gegenwart spielen, sind für mein Empfinden wirklich nur ein netter Rahmen. Hier hatte ich manchmal den Eindruck, dass die Handlung mit Hilfe einiger Zufälle, die mir manchmal nicht so ganz glaubwürdig erschienen, zurechtgebogen wurde. Auch wurden hier im zwischenmenschlichen Bereich noch ein paar Dramen eingefügt, die für mein Gefühl unnötig waren, weil sie etwas konstruiert wirkten. Ich finde, die Tragödien der Vergangenheit hätten völlig ausgereicht. Leider geht aufs Ende zu alles ziemlich schnell, und einige Nebenzweige der Handlung verlaufen irgendwo im Nichts. Es klärt sich nicht alles, und zu manchen Ereignissen hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Trotz meiner kritischen Anmerkungen hat mir der Roman aber insgesamt ausgesprochen gut gefallen, schon aus dem Grund, weil mich die Vergangenheit emotional sehr berührt hat. Auch gibt Fanny am Schluss noch einige bayerische Rezepte preis, und beim Lesen musste ich schmunzeln, denn alle hätten auch aus dem Kochbuch meiner eigenen Urgroßmutter stammen können.  

👍👍👍👍 1/2


Dienstag, 3. Januar 2017

Jahresrückblick 2016

 

Alle Jahre wieder staune ich, wie schnell das Jahr vergangen ist. 2016 war für mich sehr gemischt. In meinem privaten Bereich hat sich viel Schönes ereignet, aber es gab auch einige weniger gute Zeiten. Aber so ist das Leben nun mal.

Mein Lesepensum war auch 2016 ähnlich wie im Jahr davor. Mit 81 gelesenen Büchern waren es vier weniger als im Vorjahr, allerdings habe ich mit 30.946 Seiten sogar 87 Seiten mehr gelesen als 2015. Hörbücher waren es im Jahr 2016 fünf Stück mit insgesamt 31 Stunden und 48 Minuten. So viel zur Statistik.

Viel wichtiger als trockene Zahlen ist aber natürlich, ob die Bücher gefallen haben. Es waren viele tolle Bücher dabei, auch so einige Highlights. Zum Jahresende habe ich mir meine Lese-Monate angesehen und die sechs Bücher herausgesucht, die für mich die absoluten Jahres-Highlights darstellen.

Jahreshighlights_2016

  • Barbara Leciejewski mit ihrem wundervollen Roman “In all den Jahren”, erschienen im September 2015 im Acabus Verlag, war für mich eine tolle Neuentdeckung, die ich gleich im Januar gelesen habe.
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  • Elisabeth Büchle hat im Februar mit “Winterstürme” mein Herz im Sturm erobert. Dieses Buch ist unter dem Titel “Die Magd des Gutsherrn” bereits 2010 bei Gerth Medien erschienen und wurde im Juni 2016 neu aufgelegt.
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  • Ein weiterer Roman von Elisabeth Büchle, den ich im Mai gelesen habe, hat mich ebenfalls restlos überzeugt, und so ist auch “Sturm im Paradies”, erschienen im Januar 2016 bei Gerth Medien, in die Liste meiner sechs Jahres-Highlights eingezogen.
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  • Gabriela Jaskulla hat mich mit ihrem wundervollen Schreibstil begeistert. Auch sie ist für mich eine Neuentdeckung 2016, und ihr Buch “Septembermeer”, erschienen im Juni 2016 beim Insel-Verlag, hat sich einen Platz in meiner Bestenliste ebenfalls redlich verdient.
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  • Straße der Schatten” von Jennifer Donnelly ist im November 2015 als Hardcover im Pendo Verlag erschienen. Seit Dezember 2016 ist der Roman auch als Taschenbuch bei Piper verfügbar. Da Jennifer Donnelly seit Jahren zu meinen Lieblingsautorinnen zählt, kam ich an diesem Buch natürlich nicht vorbei. Ich habe es im August gelesen und fand es absolut gut.
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  • Der Dezember brachte mir ein weiteres Highlight: “Im Schatten der goldenen Akazie” von Christiane Lind. Ich lese Romane, die auf mehreren Zeitebenen spielen, sehr gerne, und hier haben mich beide Handlungsstränge berührt und überzeugt. Der wunderbare Australien-Roman ist bereits im August erschienen, und ich habe ihn im Dezember nun endlich gelesen.
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Was habe ich mir fürs neue Jahr vorgenommen? Eigentlich nichts! Gute Vorsätze konnte ich bisher nie wirklich erfüllen, manche gar nicht, manche nur ansatzweise. Das Thema SuB-Abbau blende ich mal augenzwinkernd aus, denn hier war ich gar nicht erfolgreich. Winking smile Ich hatte meinen SuB-Stand zum 1. Januar 2016 notiert und musste nun feststellen, dass er weiter gewachsen ist. Ins neue Jahr starte ich mit 800 Büchern, das sind 70 Bücher mehr als im Vorjahr. Eigentlich habe ich ja kein Problem damit, viele Bücher zu besitzen, denn ich stöbere für mein Leben gern in vollen Bücherregalen. Nur ergibt sich mittlerweile ein Platzproblem, das ich irgendwie lösen muss.
Einige Blogger haben geschrieben, dass sie sich fürs neue Jahr vornehmen, geplanter und besser strukturiert vorzugehen. Ich muss gestehen, dass ich auch eher “planlos” vorgehe, was meine Blogführung betrifft. Meine Beiträge erscheinen nicht zu festen Terminen, sondern eher spontan und immer dann, wenn ich etwas zu sagen habe. Auch im neuen Jahr habe ich nicht vor, etwas daran zu ändern; ich schreibe meine Beiträge und Rezensionen weiterhin dann, wenn mir danach ist.

In Sachen Challenges habe ich mir vorgenommen, nicht mehr an so vielen teilzunehmen, weil mich das beim Lesen zu sehr einschränkt und unter Druck setzt bzw. ich die Vorgaben meist nicht schaffe. Darum werde ich hier ein wenig reduzieren und vielleicht nur noch an ein oder zwei Challenges teilnehmen, die mich vom Thema her besonders ansprechen und bei denen ich weiß, dass ich sie schaffen kann.

Ich wünsche uns allen für 2017 ein tolles und erfolgreiches Lese-Jahr mit vielen guten Büchern.

Sonntag, 1. Januar 2017

Auf ein glückliches neues Jahr 2017

Meine Lieben, ich wünsche euch ein wundervolles, glückliches, gesundes, erfolgreiches und friedliches Jahr 2017. 
Mögen sich eure Herzenswünsche und auch eure guten Vorsätze erfüllen.

Die Zeit des Jahreswechsels ist für mich immer auch ein Anlass, kleine Glücksbringer zu verschenken. Das müssen nicht immer Süßigkeiten in Form von Schoko-Hufeisen oder Marzipanschweinchen sein. Es gibt so viele Möglichkeiten, seinen Lieben eine kleine Freude zu machen.

Besonders interessant finde ich in diesem Sinn die Geschenkbüchlein und Kalender aus dem Groh Verlag. Zwei schöne Geschenkideen aus dem umfangreichen Sortiment möchte ich euch heute vorstellen.


"Glücksgedanken für dich" ist ein hübscher kleiner Aufsteller mit Spiralbindung. 
Auf 144 stabilen Blättern findet man doppelseitig schöne Sprüche und Wünsche.
Jedes Blatt ist zudem liebevoll gestaltet und mit kleinen, niedlichen Illustrationen versehen. 
Ich zitiere von der Rückseite: "Wo findest du in deinem Alltag die vielen kleinen Glücksmomente? Lass dich von diesen Gedanken inspirieren und jeden Tag auf fröhliche Art daran erinnern: Du bist ein Glückspilz!" Das Büchlein ist ähnlich wie ein Kalender aufgemacht, mit einem stabilen Aufsteller und einer großen Spirale oben. Da die Seiten jedoch nicht nummeriert sind, blättert man immer dann, wenn man einen neuen Glücksgedanken entdecken möchte oder mal ein wenig positiven Zuspruch braucht. So kann man ganz nach Wunsch die einzelnen Seiten nach hinten umklappen. Die Sprüchlein sind so angebracht, dass man den Aufsteller von beiden Seiten betrachten kann und sowohl vorne als auch auf der Rückseite einen Glücksgedanken liest. Nicht nur die vielen Sprüche, sondern auch die kleinen Illustrationen in Form von Vögelchen, Schäfchen, Kleeblättern etc.entlocken einem beim Durchblättern ein Lächeln. Mit diesem Aufsteller auf dem Schreibtisch hat man seine persönlichen Glücksgedanken immer vor Augen.

Dies ist nicht nur eine liebevolle Geste zum Jahreswechsel, sondern die Glücksgedanken kann man natürlich auch zu anderen schönen Ereignissen verschenken, beispielsweise zum Geburtstag, einem Jubiläum oder auch einfach nur so, um einem lieben Menschen eine kleine Freude zu machen.





"Kleine Wünsche für Dich", ein Lesezeichenkalender
Ich liebe Lesezeichenkalender. Sie haben ein kleines Kalendarium und bieten zugleich für jeden Monat ein neues Lesezeichen. Bei diesem Kalender von Groh ist mir gleich aufgefallen, dass er länger ist als die Lesezeichenkalender, die ich bisher kannte. Das hat den großen Vorteil, dass das Lesezeichen auch noch eine gute Größe hat, wenn man den Kalenderteil abschneidet. Ich sammle Lesezeichen, und wenn der entsprechende Monat abgelaufen ist, schneide ich gerne den Kalenderteil ab, denn der ist ja dann nicht mehr aktuell. Häufig hat man dann aber nur noch ein kleines Bildchen übrig, das nur entfernt an ein Lesezeichen erinnert. Das ist hier glücklicherweise anders; da hat der Verlag ein wirklich sinnvolles und schönes Format gewählt, denn die Lesezeichen selbst verwende ich  immer wieder. 
Was ich auch sehr praktisch finde, ist der integrierte Aufsteller auf der Rückseite, so dass man den Lesezeichenkalender sowohl stellen als auch hängen kann. 
Die einzelnen Sprüche laden zum Freuen und Nachdenken ein, und die Kalenderblätter bzw. Lesezeichen sind optisch wunderschön und sehr liebevoll gestaltet. 
Ich habe diesen schönen Kalender von meiner Tochter zum Jahreswechsel bekommen, und sie hat damit voll meinen Geschmack getroffen.




Ein "Glückstagebuch", ebenfalls aus dem Groh Verlag, habe ich ja bei meinem Advents-Gewinnspiel verlost. Auch das ist eine schöne Idee für alle, die gerne schreiben und ihre Glücksmomente im passenden Rahmen in einem Büchlein festhalten wollen. Auch das finde ich eine wundervolle Geschenkidee.


Das waren nur ein paar Inspirationen für euch, falls ihr auf der Suche nach einem kleinen Geschenk für einen lieben Menschen seid. Der Groh Verlag hat diesbezüglich noch sehr viel zu bieten.