Dienstag, 16. Februar 2016

Albertos verlorener Geburtstag - Diana Rosie


Bei einem Gespräch mit seinem Großvater Alberto erfährt der 7-jährige Tino, dass sein Apu, wie er ihn liebevoll nennt, nicht weiß, wann er geboren ist. In seiner Kindheit hat Alberto sein Gedächtnis verloren. Es war zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs, und der Junge wuchs im Waisenhaus auf, weil niemand wusste, wohin er gehört. Tino ist entsetzt, dass sein Großvater noch nie seinen Geburtstag gefeiert und noch nie Geschenke bekommen hat. Er beschließt, seinem Apu zu helfen, und gemeinsam machen sich die beiden auf eine Reise, die sie zu Albertos Wurzeln führen soll. Anfangs entschließt sich Alberto nur seinem Enkel zuliebe zu dieser Reise in die eigene Vergangenheit, aber je länger sie unterwegs sind und bekannte Orte von damals besuchen, umso stärker wird auch das Bedürfnis des alten Mannes, zu erfahren, wer er eigentlich wirklich ist und woher er kommt.


Die Rahmengeschichte, die sich in der Gegenwart abspielt, ist in der dritten Person und im Präteritum geschrieben. Die dazwischen eingeflochtenen Kapitel aus den Jahren 1931 bis 1937 sind aus der Sicht verschiedener Personen geschildert, die damals mit dem kleinen Alberto Kontakt hatten. Diese Abschnitte sind im Präsens und in der 1. Person verfasst.
Der Aufbau des Romans wirkt dadurch etwas außergewöhnlich, aber der Grund dafür ist verständlich, denn die Personen schildern die Situation aus ihrer damals gegenwärtigen Sicht und sind zum Teil in der Handlung in der Jetzt-Zeit gar nicht mehr am Leben.
Das Verhältnis zwischen Großvater und Enkel ist sehr schön und feinfühlig dargestellt, und man begleitet sie gerne auf dieser Reise ins Innere Spaniens und bei ihren Nachforschungen.
Hier ist man als Leser immer einen Schritt voraus, was das Wissen um Albertos Schicksal und die diversen Verbindungen zwischen den Protagonisten angeht. Einiges , was der Leser im Verlauf der Handlung erfährt, bleibt den Hauptcharakteren bis zuletzt vorenthalten. Der Schreibstil ist eher einfach, denn es wird ja häufig die Sicht eines Siebenjährigen dargestellt. Es gibt viele schöne und stimmungsvolle Momente, die hier geschildert werden. Man erfährt zwar auch vieles über die Schrecken des damals herrschenden Bürgerkriegs, aber insgesamt ist die Geschichte doch eher bedächtig, man könnte fast sagen, harmonisch. In den letzten Kapiteln geht es jedoch dann plötzlich alles sehr schnell. Nach einem Zeitsprung, der nur kurz in kleinen Rückblicken abgehandelt wird, obwohl hier noch einiges an wichtigen Dingen passiert, endet die Geschichte ziemlich abrupt, was mich dann doch ein wenig enttäuscht hat. Insgesamt ist der Roman wirklich schön und lesenswert. Albertos Suche nach seinen Wurzeln und die Rolle seines Enkels dabei sind weitgehend gut ausgearbeitet, wenn auch manches Mal dem Zufall etwas stärker nachgeholfen wurde. Darüber konnte ich hinwegsehen, weil es die Handlung vorwärts gebracht hat, aber dieses Ruck-Zuck-Ende hat mich irritiert und gestört; ich fand es fast ein wenig lieblos, besonders Alberto gegenüber. Und so musste ich auf den letzten Seiten meinen bis dahin sehr guten Eindruck noch einmal revidieren.



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