Freitag, 30. Oktober 2015

Kräuter der Provinz - Petra Durst-Benning


Therese, Bürgermeisterin des schwäbischen Örtchens Maierhofen und zugleich Wirtin der „Goldenen Rose“, macht sich Sorgen um die Zukunft ihres Dorfes. In Maierhofen ist irgendwann die Zeit stehen geblieben. Für Touristen ist der kleine Ort nicht attraktiv, denn er hat keine Besonderheiten zu bieten und keine Attraktionen, die locken. Mangels Zukunftsperspektive kehrt die junge Generation der Heimat den Rücken, um anderswo ihr Glück und Arbeit zu suchen.
Zu allem Überfluss ist Therese krank, da hilft es auch nicht, dies zu ignorieren und sogar ihrer besten Freundin Christine zu verschweigen, denn irgendwann muss sie sich den Tatsachen stellen. Aber was soll aus ihrem geliebten Heimatort werden? Eines Nachts, als sie wieder einmal nicht schlafen kann, hat sie eine zündende Idee. Sie nimmt Kontakt zu ihrer Cousine auf. Greta, die erfolgreiche Werbefachfrau aus Frankfurt, soll eine Imagekampagne für Maierhofen ins Leben rufen. Anfangs sieht alles recht hoffnungslos aus, aber Therese hat nicht mit der Tatkraft ihrer Maierhofener gerechnet. Alle legen sich mächtig ins Zeug, um ihren gemeinsamen Traum zu verwirklichen, nämlich ihren Heimatort zu einem richtigen Genießerdorf zu machen.

Petra Durst-Benning, bisher beliebt und bekannt durch ihre wunderbaren historischen Romane, hat nun ihren ersten zeitgenössischen Roman fertig gestellt, und ich muss sagen, sie hat sich selbst übertroffen. Ihre Protagonisten könnte man als liebenswerte Helden des Alltags bezeichnen, denn mit viel Energie und Ideenreichtum schaffen es die Maierhofener, etwas Neues, Besonderes auf die Beine zu stellen. Wie sich das alles entwickelt und wie die Bewohner des kleinen Dorfes im Allgäu das anstellen, kann man hautnah mitverfolgen. Greta, die extra aus Frankfurt anreist, um ihrer Cousine zu helfen, ist anfangs skeptisch, denn außer ländlicher Idylle und Ruhe hat das Dörfchen nichts zu bieten, meint sie. Aber je länger sie in Maierhofen weilt, umso mehr erliegt sie dem Charme des Dorfes und seiner Bewohner, und sie entdeckt die vielen Köstlichkeiten, die es hier überall so selbstverständlich gibt. Statt Sushi probiert sie Holzofenbrot mit wildem Schnittlauch, statt bei Starbucks frühstückt sie in der Dorfbäckerei und ist hingerissen von dem leckeren Gebäck, so ganz ohne künstliche Zusatzstoffe, und statt fertiger Würzmischungen mit Geschmacksverstärkern gibt es bei Sam, dem Koch der Goldenen Rose, himmlische Gaumenfreuden, ganz natürlich mit Christines selbst gemachtem Kräutersalz gewürzt.
Der ganze Roman ist so schön und stimmig, die wunderbaren Beschreibungen sind ein Fest für alle Sinne, denn man kann förmlich die Blumenwiesen und die Bäume riechen,man meint, die Vögel zwitschern zu hören und sieht die Umgebung mit Gretas Augen.
Es ist alles fast zu schön, um wahr zu sein, aber doch bleibt die Handlung realistisch, denn wie im wahren Leben gilt auch hier, wo Licht ist, da ist auch Schatten, und so gibt es auch in der Geschichte einige Sorgen und Probleme durchzustehen.
Die Liebe hat ebenfalls ihren Platz im Roman, und so mancher findet das große Glück in Maierhofen. Auch hier bleibt die Autorin aber stets realistisch, und die Leser finden zwar jede Menge Romantik, die jedoch nie kitschig wirkt.
Sehr deutlich wird Petra Durst-Bennings Anliegen, die Welt ein klein wenig reizvoller und heimeliger zu machen, indem man das Schöne und Gute im Kleinen findet und das Natürliche dem Künstlichen vorzieht. Wie heißt es so schön „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“ Gerade im Zeitalter der Globalisierung, wo Nachrichten über Umweltschäden und Lebensmittelskandale fast schon an der Tagesordnung sind, sollten wir uns mehr auf die Schönheiten und Köstlichkeiten in unserer unmittelbaren Umgebung besinnen.
Das Buch soll nicht nur unterhalten, sondern auch Denkanstöße liefern, und es soll inspirieren. Das ist der Autorin hervorragend gelungen, denn die wundervolle Geschichte um Maierhofen wird sehr schön ergänzt und umrahmt, von zahlreichen Rezepten und Anregungen. Da kann man beispielsweise die Maierhofener Nusskekse selbst backen oder sich sein eigenes Gewürzsalz mischen. Man findet Rezepte zu Holunderblütensirup oder Löwenzahngelee aus Jessys Hexenküche ebenso wie Küchentipps von Sam aus der Goldenen Rose. Das alles ist genau mein Ding, denn ich liebe es, mit Kräutern zu experimentieren und selbst Gewürzmischungen zu kreieren. Daher habe ich dieses Buch ganz besonders ins Herz geschlossen.
So ist nun zwar die Geschichte zu Ende, aber das ist noch lange kein Grund, das Buch gleich ins Regal zu stellen, denn das Beispiel der Maierhofener animiert geradezu, selbst aktiv zu werden und sich und seine Lieben mit kleinen Köstlichkeiten zu verwöhnen. So gesehen habe ich mich von den Protagonisten noch lange nicht verabschiedet, sondern „besuche“ sie immer wieder gerne, indem ich durch das schöne Buch blättere.
Es ist ein ganz bezaubernder, unterhaltsamer Roman, der die Schönheiten des Landlebens sehr lebendig in Szene setzt, der aber auch die Problematik der Landflucht durch die junge Bevölkerung nicht verschweigt. Ich bin ganz hingerissen von der vielschichtigen Mischung, die dieses Buch bietet und von dem tollen Konzept der Maierhofer für ihre Heimat, das wirklich Schule machen sollte.  




2 Kommentare:

  1. Eine wunderschöne und gelungene Rezension liebe Klusi!!!! Und so schön fotografiert mit den Kräutern rund ums Buch =) Wir bleiben wohl Petra Durst-Benning Fans, gell? ;)
    Liebe Grüße
    Martina

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    Antworten
    1. Danke liebe Martina :-)
      Ja, bei Petra Durst-Benning sind wir und mal wieder einig; ihre Bücher sind einfach super.
      Liebe Grüße
      Susanne

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