Samstag, 12. April 2014

Die Frau, die Sterne fing - Amy Brill


Nantucket Island 1845: Die 24-jährige Hannah Price gehört der kleinen Quäker-Gemeinde von Nantucket an. Tagsüber arbeitet sie als Hilfsbibliothekarin im Atheneum, und nachts schaut sie in die Sterne. Die kluge junge Frau hat sich ganz der Astronomie verschrieben. Ihr großer Traum ist, eines Tages einen neuen Kometen zu entdecken. Ihr Zwillingsbruder ist zur See gegangen, hat auf einem Walfänger angeheuert, zum Unmut des Vaters, der viel geschäftlich unterwegs ist.  So ist Hannah mit der Verwaltung von Haus und Hof auf sich gestellt. Auch kümmert sie sich, stellvertretend für ihren Vater, um die Einstellung und Wartung der Chronometer für die im Hafen anlegenden Walfangschiffe.
Eines Tages taucht der farbige Matrose Isaac Martin auf. Die Pearl, auf der er als zweiter Maat mitgefahren ist, liegt im Hafen zur Reparatur vor Anker. Die Zeit seines Aufenthalts möchte Isaac nutzen, um alles über Navigation und Sternenkunde zu lernen. Er ist von Hannahs Wissen beeindruckt und bittet sie darum, ihm Unterricht zu erteilen.
Bei der gemeinsamen Arbeit stellt Hannah sehr bald zu ihrer Bestürzung fest, dass sie mehr mit dem Mann von den Azoren verbindet als die Wissenschaft, ja, dass sie sich sogar in Isaac verliebt hat und er ihre Gefühle erwidert. Jedoch sieht sie keine Hoffnung für diese ungewöhnliche Verbindung. Weder ihre Familie noch die Gemeinde würde diese Beziehung gut heißen. Hannah sucht verzweifelt einen Ausweg für ihre Zukunft … und findet eines Nachts einen Kometen!

Zu diesem, ihrem ersten Buch wurde Amy Brill durch die Lebensgeschichte von Maria Mitchell inspiriert, die im 19. Jahrhundert auf Nantucket lebte. Die Lücken zwischen den historischen Daten der Astronomin hat die Autorin mit Leben gefüllt, und entstanden ist die eigenwillige Protagonistin dieses Romans. Hannah ist ein außergewöhnlicher Charakter und erscheint, besonders am Anfang der Geschichte, etwas schwierig und spröde. Der erste Eindruck von ihr ist barsch und abweisend. Ihr kühles Benehmen, besonders Isaac gegenüber, ist sicher hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass Hannah zur Quäkergemeinde gehört und ihr Leben deren strengen Regeln und Sitten unterworfen sieht.

Ich muss gestehen, dass es mir nicht leicht gefallen ist, einen Zugang zu diesem Roman und zu seiner Heldin zu erlangen. Das lag nicht nur an Hannahs unnahbarem Wesen, sondern auch daran, dass die Autorin gerne abschweift. Ich musste mich erst daran gewöhnen, den vielen Gedankensprüngen zu folgen und mich immer wieder auf neue Situationen und Rückblicke einzulassen, ohne den Handlungsfaden aus den Augen zu verlieren. Doch es hat sich gelohnt, dabei zu bleiben und sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Irgendwann kam dann der Punkt, wo ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte und auch Hannahs Denkweise und Gefühlschaos nachvollziehen konnte. Von da an war ich völlig gefesselt, denn die Autorin beschreibt nicht nur das Leben und die Menschen auf der Insel sehr bildhaft und authentisch, sondern sie hat hervorragend recherchiert und verfügt über ein enormes Wissen zur damaligen Astronomie und Seefahrt, das sie hier mit ihren Lesern teilt. Die Charaktere, die sie geschaffen hat, sind nicht einfach, man findet sie nicht auf Anhieb sympathisch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, wie beispielsweise Hannahs Zwillingsbruder und seine Frau Mary. Aber gerade Hannah hat es geschafft, sich in mein Herz zu schleichen, so dass ich sie verstehen und mit ihr fühlen konnte. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und Isaac ist kompliziert, aber glaubwürdig, in der Art, wie sie hier dargestellt wird. Nicht zuletzt ist dieser Roman auch eine Würdigung all der bekannten und unbekannten Heldinnen, die dazu beigetragen haben, den Frauen für die Zukunft mehr Anerkennung und Rechte zu verschaffen.


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