Montag, 22. Oktober 2012

Dornentöchter - Josephine Pennicott


Nach ihrer Scheidung zieht die Journalistin und Autorin Sadie Jeffreys nach Tasmanien, in den kleinen Ort Pencubitt am Meer, in das alte Haus der Familie. Dort, im Poet’s Cottage, wurde in den dreißiger Jahren Sadies Großmutter auf brutale Weise im Keller des Hauses, umgebracht.
Sadie und ihre Tochter Betty haben Sidney hinter sich gelassen und wollen in diesem schönen alten Cottage ihr Leben neu einrichten. Auch ist Sadie daran interessiert, Näheres über den Mord an Pearl Tatlow herauszufinden, denn der Täter wurde nie gefasst. Pearl war zur damaligen Zeit ebenfalls Autorin und  schrieb gruselige Kinderbücher. Sie war eine Schönheit, der die Männerwelt zu Füßen lag, aber die selbstverliebte, exzentrische Frau machte mit ihren extremen Launen den beiden Töchtern und ihrem Mann das Leben schwer. Sadies Nachforschungen führen sie zu Birdie Pinkerton, die damals gut mit den Tatlows befreundet war und auch eine Biographie über Pearl geschrieben hatte. Als Sadie sie besucht, überreicht ihr die alte Dame das unzensierte Original-Manuskript ihres Buches „Die Netzespinnerin“, wo angeblich die ganze ungeschönte Wahrheit beschrieben ist.
Mit der Zeit lernen Sadie und Betty die Einwohner von Pencubitt kennen, und es gibt einige, die behaupten, in Poet’s Cottage würde es spuken. Auch wenn die beiden neuen Bewohnerinnen es zuerst als Gerüchte abtun, merken sie bald, dass sich seltsame Dinge in dem alten Haus ereignen. Zu allem Überfluss taucht auch noch Sadies verflossener Ehemann mit seiner neuen Liebe auf und mischt sich in die Entscheidungen seiner Ex-Frau. Wird Sadie sich ihm gegenüber behaupten und zugleich das Rätsel um den Tod ihrer Großmutter lösen können?

Diese tragische Familiengeschichte teilt sich auf zwei Zeitebenen. Die Rahmenerzählung  findet in der Gegenwart statt, und die Episoden aus der Vergangenheit ihrer Großmutter liest Sadie in dem Manuskript von Birdie. Sie erfährt hier das ganze Ausmaß der Tragödie um ihre Großeltern, denn Pearl war ein sehr extremer Mensch und litt anscheinend unter einer krankhaften Persönlichkeitsstörung, wie sich nach und nach herausstellt. Ihre psychischen Probleme wurden wohl zur damaligen Zeit nicht als solche erkannt und behandelt. Ihr Mann und die beiden Töchter, ganz besonders die kleine Thomasina, mussten sehr unter ihren Launen und Allüren leiden.
Die Kombination aus abwechselnden Passagen in der Gegenwart und in der Vergangenheit, die ineinander greifen und sich ergänzen, finde ich sehr gelungen. Beide Handlungsstränge haben jede Menge Spannung zu bieten, die sich konstant weiter aufbaut. In der Vergangenheit dreht sich alles um Pearl. Sie ist die zentrale Figur und auch sehr ausführlich beschrieben. Neben ihr führen alle anderen Charaktere eher eine untergeordnete Rolle und wirken wie Statisten.
Sadie sieht ihrer Großmutter ähnlich, ist aber von Wesen her völlig anders. Ich konnte Verständnis für sie empfinden und auch ihre Zweifel nachfühlen, denn sie macht sich nicht nur Gedanken um die damaligen Ereignisse, sondern sorgt sich auch um ihre magersüchtige Tochter. Anfangs ist sie unsicher, ob sie die richtige Entscheidung für sich und Betty getroffen hat. Aber sie möchte unbedingt hier bleiben, um der mysteriösen Geschichte über ihre Großmutter auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was damals wirklich geschah. Außerdem liebt sie das alte Cottage, auch wenn es manchmal recht unheimlich erscheint und man wirklich den Eindruck gewinnt, dass man es hier mit Geistern der Vergangenheit zu tun hat.
Der Roman liest sich flüssig, denn der Schreibstil ist sehr angenehm, nicht zu seicht und auch nicht zu anspruchsvoll. Der Autorin ist es gelungen, genau die richtige Portion an Gruseleffekt in diese tragische Familiengeschichte einzubringen. Die Auflösung des Ganzen war dann allerdings weniger spektakulär als erwartet. Auch gibt es einige Episoden, die sich zuletzt nicht aufgelöst haben. Ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte damit die unheimliche Stimmung noch verstärken, aber zum Schluss verläuft leider so manches ungeklärt im Sand. Das hat mich ein wenig enttäuscht, denn eigentlich hat mir der Roman gut gefallen, sowohl inhaltlich als auch vom Erzählstil, aber das Resultat ist eben nicht ganz perfekt. Trotzdem finde ich das Buch auf jeden Fall lesenswert, und es wird besonders diejenigen begeistern, die sich für alte Häuser und ihre Geheimnisse sowie für Geschichten über Geister erwärmen können.
Auch wenn es schon viele erwähnt haben, möchte auch ich mich lobend zu dem wunderschönen Design des Buches äußern. Das romantische Blümchenmuster auf dem Schutzumschlag ist einer Tapete von Laura Ashley nachempfunden. Der Umschlag hat vorne eine Art Fenster, durch das man einen Blick auf das Cottage werfen kann, welches direkt auf den festen Einband gedruckt ist. 


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