Samstag, 28. Mai 2011

Das Richterspiel - Sabine Kornbichler


Marlene Degner betreibt einen Dienstleistungsservice für Senioren. Sie begleitet ihre Kunden bei Arztbesuchen und erledigt kleinere Arbeiten und Besorgungen. Heidrun Momberg, ihre liebste Kundin, stürzt am letzten Tag des Jahres von einer Leiter und muss in die Klinik. In der Silvesternacht möchte die Ich-Erzählerin nach dem Kater der alten Dame sehen und findet in deren Haus eine tote junge Frau. Wie sich herausstellt, wurde sie umgebracht.
Als der erblindete und darum frühzeitig pensionierte, ehemalige Kommissar Arnold Claussen sie engagiert, um ihm bei seinen Recherchen das Augenlicht zu ersetzen, ist Marlene zuerst gar nicht begeistert und würde am liebsten ablehnen. Aber dann gewinnt der Drang die Oberhand, mehr über den schrecklichen Mord und die Zusammenhänge zu erfahren.

Von Anfang an war ich hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, das Buch schnell durchzuschmökern, um bald zu erfahren, wie die Geschichte ausgeht und dem Bedürfnis, langsam und bewusst zu lesen, um den angenehmen und schönen Schreibstil möglichst lange und ausführlich genießen zu können.
Sabine Kornbichler schreibt so selbstverständlich und natürlich, dass man das Gefühl hat, der Handlungsablauf könnte durchaus auch in der eigenen Nachbarschaft geschehen. Die Protagonistin ist mir sehr sympathisch, und ich könnte mir die liebenswerte und mutige junge Frau gut als Freundin vorstellen. Ihre Beweggründe und Reaktionen waren für mich überzeugend und nachvollziehbar.
Ich fand es sehr interessant, Marlene und Claussen bei ihren Nachforschungen über die Schulter zu schauen. Auch die wechselhafte Gemütslage des blinden Ex-Kommissars kann man ermessen, wenn man sich in seine Situation versetzt, was mit Hilfe der feinfühligen Beschreibung seines Schicksals sehr gut gelingt.

Die Handlung fesselt, zieht den Leser mit und lässt ihn bis zum Ende nicht los. Es ist nicht nur ein spannender, raffiniert angelegter Kriminalroman, sondern wie man es von ihr kennt bringt die Autorin wieder ein heikles Thema ins Geschehen. Diesmal geht es um Kindesmisshandlung, sensibel und doch eindringlich zur Sprache gebracht. Der Leser wird animiert, sich mit diesem brisanten und erschreckend realistischen Fall auseinanderzusetzen. Da geht es nicht einfach um einen Mord und ein greifbares Motiv, sondern hier spielt menschliches Versagen und falsch verstandene Psychologie eine Rolle; uralte Wunden werden berührt.
„Das Richterspiel“ ist ein sehr gelungener Roman, mit komplexen Zusammenhängen, ausgefeilt und bis zuletzt nicht vorhersehbar.

1 Kommentar:

  1. Von Sabine Kornbichler habe ich schon "Klaras Haus" gelesen. Das war ein sehr schönes Buch. Danke für den Lesetipp!

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